Hundeverhalten

Wie sich ein Hund entwickeln und verhalten wird, hängt zum einen von den Genen ab, zum anderen aber auch sehr stark von den verschiedenen Einflüssen aus seiner Umwelt. Es ist also wichtig zu verstehen, dass die Summe aller frühen Erfahrungen als Welpe und Junghund, zusammen mit den daraus resultierenden gefühlsmäßigen Bewertungen, so quasi zu einer Art „benutzungs- und erfahrungsabhängigen Selbstprogrammierung“ des Gehirns führt. 


Hundeverhalten - zwei ausgeglichen Hunde beim Warten in der Stadt

Diese „Programmierung“ bestimmt dann in weiten Bereichen das zukünftige Verhalten und Wesen des Hundes. Verständnis der Verhaltensentwicklung und schonendes Fördern diser Entwicklung bei der Aufzucht und Erziehung von Hunden, ist definitv das wichtigste, um den Grundstein für ein angenehmes, zuverlässiges und wesenssicheres Hundedasein zu legen und um von zahlreichen Problemen verschont zu bleiben.


Sinnesorgane und Wahrnehmung


Schon alleine der Geruchssinn eines Hundes ist uns um einiges überlegen, da sie ungefähr 40 mal so viele Riechzellen besitzen wie ein Mensch – eigentlich kein Wunder wenn man sich mal die Größe der Nase eines Hundes im Vergleich zur restlichen Größe des Tiers ansieht. Darum haben auch Hunde, die zum Beispiel blind sind, viel weniger Probleme in ihrem Alltag, als ein Mensch es hätte. Die Augen der Hunde können zwar nicht alle uns bekannten Farben wahrnehmen, dafür sind sie aber sehr gut darin sich bestimmte Umrisse einzuprägen und auch nur die kleinste Bewegung wahrzunehmen. Sie sind also sehr gute Beobachter und können allein an unserer Haltung erkennen in welcher Stimmung wir Menschen oder andere Hunde gerade sind und darauf reagieren. Dass Hunde ein sehr gutes Gehör haben ist auch bekannt. Sie können also Dinge hören, die wir erst viel später (zum Beispiel ein herannahendes Auto), oder gar nicht hören werden.

Bedenkt man also einfach nur mal ihre physiologische Beschaffenheit und ihre Fähigkeit all diese Eindrücke miteinander auch verknüpfen zu können, kann man sich so manches Verhalten seines Hundes vermutlich schon etwas besser erklären.

Stress bei Hunden hat ebenfalls einen großen Einfluss auf deren Verhalten


Der Stressmechanismus hilft uns, uns an bestimmte Situationen optimal anzupassen. Diesen Mechanismus gibt es sowohl bei uns Menschen, als auch bei unseren Hunden. Schon die kleinste Veränderung, egal ob nur im Kopf eingebildet, oder in unserer Umwelt tatsächlich stattfindend, bewirkt, ob wir entspannt oder angespannt sind. Bei einer Stressreaktion spielen immer mehrere Komponenten eine Rolle und zwar ein Zusammenspiel von Sympathicus/Parasympathikus, linke Gehirnhälfte/rechte Gehirnhälfte, Limbisches System/Neokortex, Noradrenalin/Serotonin, Amygdala/Hippocampus.

Alles was Stressreaktionen auslöst, wird als Stressfaktor bezeichnet. Es gibt sowohl vererbte Eigenschaften (siehe Rassenunterschiede) die Einfluss darauf haben was für einen bestimmten Hund als Stressfaktor zählt, als auch pränataler Stress (gestresste Hündinnen gebären Welpen die eher zu Stress neigen) und frühe Erfahrungen. Auch Prägung, Bindung, Sozialisierung und Umwelttraining beeinflussen die Stressempflindlichkeit sehr.

Krankheiten und Verletzungen können ebenfalls ein großer Stressfaktor sein


Durch die Freisetzung von Endorphinen welche durch Stress erhöht wird, werden Schmerzen gelindert. Ein Hund, der ständig unter Schmerzen leidet, lernt sehr schnell, dass er weniger Schmerzen hat, wenn er unter Stress steht.

Emotionen und logisches Denken


Gefühle sind individuell unterschiedlich und sorgen für schnelle Reaktionen. Sie bestimmen das Verhalten im Moment, während Gedanken langsamer ablaufen.

Wenn ein Hund aufgeregt ist, kann er sich nicht darauf konzentrieren etwas zu lernen oder eine Aufgabe zu lösen. Das gleiche gilt auch umgekehrt. Wenn man sich gerade darauf konzentriert eine Aufgabe logisch zu lösen und dabei rational denken muss, werden die Gefühle blockiert.

Einige Nervenzellen welche Noradrenalin enthalten, regen die Gehirnaktivität an wohingegen andere Nervenzellen welche Serotonin enthalten, die Gehirnaktivität hemmen oder verlangsamen. Noradrenalin und Serotonin arbeiten daher gegeneinander und sollten für unterschiedliche Situation für die optimale Reaktion sorgen. Um möglichst ausgeglichen sein zu können, sollte stets ein Gleichgewicht zwischen Noradrenalin und Serotonin herrschen.

Ernährung kann das Verhalten beeinflussen


Ein Mangel durch falsche oder nicht ausreichend ausgeglichene Zusammensetzung des Futters ist auch möglicher Stressfaktor. Oft bleibt nicht genügend Tryptophan um alle B-Vitamine zu erhalten und führt somit dazu weniger Serotonin bilden zu können. Serotonin ist aber wichtig um die Nervenzellen welche Wut, Angst und Anspannung vermindern, ansteuern zu können. In diesem Bereich wird aktuell noch einiges geforscht, in der Praxis hat sich jedoch erwiesen, dass viele Hunde ruhiger und ausgeglichener werden, wenn sie ein Vitamin-B Präparat erhalten. Der Wechsel von ungeeignetem Futter zur Rohfütterung hat sich ebenfalls oft als stressreduzierend erwiesen! Die Aminosäure Tyrosin, der Grundstoff für das Stresshormon Noradrenalin, ist jedenfalls in Getreide in hohen Mengen enthalten. Tyrosin konkurriert mit Tryptophan und kann zu einer Unausgeglichenheit führen. 


Zu all dem kommt aber noch ein weiterer wesentlicher Punkt und zwar, die über viele Generationen hinweg reichende Zucht der verschiedensten Hunderassen.

Wieso die Rasse eines Hundes auch einen Einfluss auf sein Verhalten hat


Jede Hunderasse wurde zur Erfüllung eines bestimmten Zwecks von uns Menschen heran gezüchtet. Um den jeweiligen Zweck bestmöglich erfüllen zu können, kreuzte man nur Hunde miteinander, welche bestimmte Eigenschaften besaßen – die Eigenschaften betreffen in erster Linie Dinge wie „bellfreudig“ (Wachhund), oder „mutig und selbstsicher“ (Schutzhund), oder „lauffreudig“ (Jagdhund), aber auch die Größe bzw. das Aussehen. Wobei Letzteres sich oft automatisch ergibt: Ein Hund der in erster Linie gut Fährten finden soll hat oft kurze Beine und eventuell auch noch möglichst weit runter hängende Ohren, wie zum Beispiel der Basset Hound. Um den Geruch auch von der Seite zur Nase zu führen, bilden seine Ohren beim schnuppern am Boden eine Art Schaufel. Oder ein Labrador Retriever, der ursprünglich gezüchtet wurde um die erlegte Beute, zum Beispiel die geschossene Ente, möglichst unversehrt zum Jäger zu bringen. Also hat man Hunde gezüchtet die sehr geduldig sind, ein weiches Maul besitzen (das bedeutet die nehmen die Beute nur ganz vorsichtig ins Maul), gerne schwimmen (das die Ente vielleicht im Wasser schwimmt ist ja nicht so unwahrscheinlich), und vieles mehr. Übrigens haben Labrador Retriever sogar kleine Schwimmhäute zwischen den Zehen! Im Laufe der Zeit änderten sich manche Rassestandards. Der Schäferhund, wie der Name schon sagt, war ursprünglich zum Hütehund gezüchtet worden. Mittlerweile wird er aber hauptsächlich als Schutz- oder Wachhund eingesetzt.

Das alles hat also zur Folge, dass in unseren Hunden auch immer angezüchtete Eigenschaften stecken die ihr Verhalten beeinflussen, egal ob Rassehund oder Mischling. Einen Hund der sich von Natur aus vom Wolf zum Hund entwickelt hat, gibt es nicht. Haushunde und Arbeitshunde existieren, weil wir Menschen ihre Entwicklung maßgebend beeinflusst haben und sie so an unsere Bedürfnisse angepasst haben.

Das macht den Hund im Vergleich, zu zum Beispiel einer Katze, zu einem Tier, das immer auf uns Menschen angewiesen ist (selbst Straßenhunde, sogenannte Streuner, ernähren sich von den Abfällen der Menschen). Er ist davon abhängig, dass wir ihm ausreichend Futter zur Verfügung stellen, dass wir ihm genügend Auslaufmöglichkeit und Bewegung ermöglichen und, dass wir uns stets gut um ihn kümmern. Das bringt aber auch mit sich, dass Hunde dem Menschen stets ein treuer Begleiter sind und, dass sie immer ihr bestes geben und versuchen den Menschen zu verstehen um ihm zu gefallen.